Weit über den flachen Niederrhein ist der mächtige Turm der St.Dionysius Kirche Nieukerk zu erkennen. Er bietet soviel Raum, dass er vier Glocken beherbergen kann. Peter Völker, Mitglied des örtlichen Heimatvereins, steigt häufig die steilen Treppen hinauf. Erst gelangt er zur Orgelempore, um später über eine Holztreppe in den eigentlichen Glockenturm zu gelangen. Der geschichtsinteressierte Nieukerker führt regelmäßig Besuchergruppen durch die Kirche und in den Turm.
Er hat aus mehreren Quellen, unter anderem aus dem Pfarrarchiv und der Pfarrchronik, die Geschichte der Nieukerker Glocken zusammengestellt.
Aus diesen Chroniken und Überlieferungen geht hervor, dass der Turm der Nieukerker Pfarrkirche schon lange Zeit Glocken beherbergt. Eine detaillierte Beschreibung fehlt jedoch. Am Vorabend von Peter und Paul, 28. Juni 1591, geriet dann durch ein Unwetter und Blitzschlag der Turm in Brand. Dabei ging das gesamte Holzwerk zugrunde, und alle Glocken wurden zerstört. Bereits vier Jahre später erhielt Nieukerk eine neue Glocke.
1607 reisten die Kirchmeister zum Gouverneur von Venlo, um eine zerbrochene Kanone als Material für eine neuen Glocke zu kaufen. Beim Beiern (dem schnellen Läuten durch direktes Anschlagen des Klöppels mit der Hand während der Fronleichnamsprozession) wurde 1616 die Glocke von 1595 zerschlagen. Die Gildemeister der Bruderschaft von St. Loyen (St. Eligius) schafften aus eigener Tasche eine neue Glocke an. Damit hatte der Turm 1619 drei Glocken.
In der Nacht vom 19. auf den 20. August 1680 wurde der Turm während eines starken Gewitters vom Blitz getroffen. Die drei schweren, großen Klangkörper stürzten, nachdem Gebälk und Glockenstuhl durchgebrannt waren, herunter und zerfielen in Stücke. Drei Jahre später wurde der Turm wieder aufgebaut. Er erhielt zwei neue Bronzeglocken: St. Anna und eine Glocke ohne Namen. Erst 1729 kam eine weitere Glocke, St. Dionysius, hinzu. Die vierte Turmglocke wurde dann 1754 gegossen.
Von den vier Glocken mussten 1917 zwei zu Kriegszwecken an die Heeresverwaltung abgegeben werden. Vergütet wurden sie damals mit 3565 Reichsmark, die sofort bei der Sparkasse eingezahlt, aber infolge der Inflation wertlos wurden. Nachdem während des Zweiten Weltkriegs die beiden restlichen Glocken von der Handwerkerschaft des Kreises Geldern abgeholt wurden und gelangten erst 1947, beziehungsweise 1949, zurück in den Glockenturm von Nieukerk. Hinzu kamen dann im Jahr 1955 die beiden jüngsten Instrumente. Die notwendigen Reparaturen des Glockengestühls waren in den Jahren vorher bereits durchgeführt worden.
Internet Einen Film und Audio-Aufnahmen der Kirchenglocken von St. Dionysius Nieukerk sowie anderer Kirchen aus dem Gelderland finden Sie im Internet unter www.rp-online.de/geldern
Publikation Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe Rheinische Post Geldern
Erscheinungstag Freitag, den 06. Mai 2011
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Bildquelle: RP-Foto Seybert