Das historische Gebäude am Webermarkt 2 in Nieukerk wurde in früheren Jahren als Rathaus genutzt, im Obergeschoß tagten Rats- und Ausschussmitglieder. Nach dem Erwerb des heutigen Rathauses auf dem Dionysiusplatz entstand am Webermarkt 2 das Archiv der Gemeinde Kerken, das nun umgebaut und erweitert wird. Lesen Sie dazu einen Presseartikel der Rheinischen Post Geldern von Stefan Kriegel.
Fegen fürs neue Archiv
Für rund 300 000 Euro wird das Gemeindearchiv Kerken ausgebaut und renoviert. Wegen weiterer Rollschränke müssen die Büros ins Obergeschoss des denkmalgeschützen Gebäudes umziehen.
VON STEFAN KRIEGEL
Nieukerk Von außen fallen die intensiven Bauarbeiten im Kerkener Gemeindearchiv kaum auf. Nur das typische Baustellenschild mit dem knallroten Punkt in einem Fenster an der Krefelder Straße zeugt von den intensiven Tätigkeiten innerhalb des denkmalgeschützten Gebäudes. „Wir mussten das komplette Haus kernsanieren“, berichtet Klaus Arnolds, der zuständige Planer aus der Kerkener Gemeindeverwaltung.
Der Architekt erläutert auch, warum dieser Umbau notwendig geworden ist. Im Erdgeschoss befinden sich bisher links vom Eingang große Rollschränke für die Akten. Rechts liegt das Büro der Gemeindearchivarin Johanna Klümpen-Hegmans. Im hinteren Bereich sind die Arbeitsplätze der beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter. „Weil die Rollschränke sehr schwer sind, müssen weitere Unterbringungsmöglichkeiten für die Akten aus statischen Gründen ebenfalls im Erdgeschoss untergracht werden“, erklärt der Baufachmann. Deshalb müssen die Mitarbeiter ins Obergeschoss umziehen.
Diese Etage des 1738 errichteten Hauses blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. „Dort waren schon einmal Asylanten untergebracht. Außerdem diente dieser Bereich einige Zeit lang als Dienstwohnung eines Gemeindedirektors“, berichtet Arnolds. In diesen Tagen wird vor allem im Obergeschoss emsig gearbeitet. Mitarbeiter der Firma Kohl aus Kleve sind gerade dabei, Mengen an Schutt zu beseitigen, um dann mit den Malerarbeiten beginnen zu können. Doch es ist schon gut zu erkennen, wie dieses Geschoss einmal aussehen wird. Der Schacht für den behindertengerechten Aufzug ist fertig. Er soll auch als Lastenaufzug dienen. Die Gemeindearchivarin bekommt einen zentralen Platz, an dem sie auch Besucher empfangen kann. Hinzu kommen weitere Archiv- und Büroräume. Insgesamt umfasst diese Etage mit sechs Zimmern rund 125 Quadratmeter .
Der Architekt rechnet damit, nachdem der Bau bereits im Sommer des vergangenen Jahres begonnen worden war, dass das Obergeschoss im frühen Herbst fertig sein wird. Dann können die Mitarbeiter umziehen, und die unteren Räume werden anschließen komplett saniert. „Wir gehen davon aus, dass etwa Ende des Jahres alle Arbeiten abgeschlossen sein werden“, blickt der Planer in die Zukunft.
Insgesamt gibt die Gemeinde für das Projekt „Umbau des Gemeindearchivs“ rund 300 000 Euro aus. Für den eigentlichen Umbau wurden 250 000 Euro berechnet. Hinzu kommen die Kosten für die Außenanlagen und die Inneneinrichtung von jeweils etwa 25 000 Euro.
Die Fenster waren bereits im vergangenen Jahr erneuert worden. Da es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, muss die Fassade erhalten bleiben. Zum Innenausbau war der Bauherr gezwungen, eine Stellungnahme des Amtes für Denkmalpflege einzuholen. So lautete beispielsweise eine Auflage, dass alte Stuckarbeiten erhalten bleiben müssen.
KOMMENTAR
Investitionen in die Vergangenheit
Mit dem Umbau des Gemeindearchivs in Nieukerk investiert die Gemeinde Kerken in ein wichtiges Projekt. Viele Bürger könnten meinen, was gehen uns die Geschehnisse aus der Vergangenheit an? Doch viele Vorkommnisse zeigen, dass die Menschen zu selten aus ihrer Geschichte gelernt haben. Viel Leid hätte den Bürgern erspart werden können, wenn beispielsweise Politiker aus der Geschichte ihres Landes Lehren gezogen hätten. Das klingt für ein relativ kleines Gemeindearchiv etwas pathetisch. Doch auch aus vermeintlich geringfügigen Geschehnissen können wichtige Rückschlüsse gezogen werden. Deshalb ist auch die Arbeit in einem Archiv - geleistet oft von ehrenamtlichen Mitarbeiten und mit großem Engagement der hauptamtlichen Kräfte - so wichtig. Hinzu kommt in Nieukerk, dass dort ein denkmalgeschütztes Haus eine wichtige Aufgabe behält. Viele Bürger sollten das Archiv besuchen. STEFAN KRIEGEL
Publikation Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Lokalausgabe Rheinische Post Geldern
Erscheinungstag Freitag, den 20. Mai 2011
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