Über 14 Jahre war der Nieukerker Kurt Meyers als ehrenamtlicher Schiedsmann für die Gemeinde Kerken tätig. In dieser Zeit hatte der rüstige 70-jährige etwa 80 "Fälle" aus allen Teilen unserer Gemeinde zu verhandeln. Dabei ist es Kurt Meyers oftmals gelungen, zwischen den streitenden Parteien zu vermitteln und eine für beide Seiten akzeptable Lösung herbeizuführen. Nach Erreichen der Altersgrenze wurde der Schiedsmann jetzt in den Ruhestand verabschiedet und von Bürgermeister Dirk Möcking für seine Verdienste offiziell gewürdigt.
Mit der Lizenz zum Friedenstiften
KERKEN. „Der Klügere gibt nach“ – schon im Kindergarten lernt man, dass es sich manchmal einfach nicht zu streiten lohnt. Die Aus- oder wohl eher Überlastung der deutschen Gerichte zeigt, dass viele Erwachsene diesen Grundsatz wieder vergessen haben. Erbittert streiten sie über Hundegebell, zu hohe Hecken oder andere Kleinigkeiten. In solchen Fällen bürgerlich-rechtlicher Streitigkeiten kann ein Schiedsmann unbürokratisch vermitteln und bei der gütlichen Einigung helfen.
Eine solche „Lizenz zum Friedenstiften“ hatte 14 Jahre lang der Nieukerker Kurt Meyers. Jetzt verabschiedete Kerkens Bürgermeister Dirk Möcking den Schiedsmann in einer kleinen Feierstunde. In 14 Jahren habe sich der 71-Jährige „kleinen und großen Privatkriegen gewidmet, sich mit viel Geduld die Einlassungen der Parteien angehört, gemeinsam mit ihnen nach Lösungen gesucht und viele Streitigkeiten geschlichtet“. Im Namen von Rat und Verwaltung dankte Möcking Kurt Meyers für seinen langjährigen ehrenamtlichen Einsatz. Auch Tanja Rasche-Iwand, stellvertretende Direktorin des Gelderner Amtsgerichts, schloss sich dem Dank an. Meyers habe der Justiz in NRW „große Dienste erwiesen“. Als Kerkener kenne er die Menschen, Örtlichkeiten und Zusammenhänge genau und wisse, „wo des Pudels Kern wirklich liegt“.
Etwa 70 bis 80 offizielle Fälle, überschlägt Kurt Meyers, habe er in der Zeit gehabt, „die Tür-und-Angel-Fälle nicht mitgerechnet“. Meistens sei es um Grenzbepflanzungen gegangen, die Hecke zu nah am Zaun oder zu wenig geschnitten. „Wenn man die Menschen zusammen bringt und sich aussprechen lässt, löst sich vieles in Wohlgefallen auf“, erinnert sich der ehemalige Fahrdienstleiter bei der Bundesbahn. Dass er von Natur aus ein ruhiger Typ ist, sei für das Amt von Vorteil gewesen.
Sein Ziel sei immer gewesen, den Leuten wirklich zu helfen. „Schade, dass die Zeit jetzt endet“, sagt er. Denn mit 70 Jahren endet die Wählbarkeit eines Schiedsmannes, so will es das Schiedsamtsrecht.
Sein Nachfolger als Kerkener Schiedsmann heißt Klaus-Peter Schmitz. Er ist bereits seit 2007 als sein Stellvertreter vereidigt und will auch vor allem eins: Frieden stiften. Die Taktik des 61-Jährigen: „Den Leuten zuhören, sie ernst nehmen und reden lassen.“ Wenig Emotionen und eine entspannte Atmosphäre sollen den Leuten helfen, selbst eine Lösung zu finden. „Ich möchte nicht richten sondern von den Parteien wissen, was ihre tatsächlichen Bedürfnisse sind“, erklärt er. Dabei kann er auch mal „brutal offen“ sein. Dann fragt er: „Sind das alle Eure Probleme?“ Der Kaufmann aus der Bekleidungsbranche ist im Vorruhestand. Er ist verheiratet, hat drei Söhne und eine Enkelin. In seiner Freizeit singt er – wie auch Kurt Meyers und Franz-Josef Molderings – im NMGV. Außerdem arbeitet Klaus-Peter Schmitz viel am PC und er sammelt Modellautos.
Der neue Stellvertreter ist Franz-Josef Molderings. Der 62-jährige „Jungrentner“ ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er hat als Ausbilder im Metallbereich gearbeitet. „Ich besitze eine gewisse Ruhe und durch meinen Beruf bin ich es gewohnt, mit Menschen umzugehen“, sagt er. Auch als „kompletter Neueinsteiger“ habe er eine bestimmte Vorstellung von dem Amt: „Vor Gericht muss immer einer verlieren. Das ist beim Schiedsmann nicht so.“
Nina Meyer
Publikation Niederrhein Nachrichten
Ausgabe Gelderland
Datum 13. März 2013