Grefrath, Issum, Kempen, Rheurdt und Wachtendonk haben sich gemeinsam mit Kerken um eine Anerkennung als LEADER-Region beworben. Das von der EU geförderte Projekt soll ländlich geprägte Regionen durch eine Verbesserung der Infrastruktur stärken und damit noch lebenswerter gestalten.
AUS DEM GELDERLAND
2,7 Millionen Euro für Bürger-Wünsche
Grefrath, Issum, Kempen, Kerken, Rheurdt und Wachtendonk wollen zusammen eine Leader-Region bilden. Der Antrag ist gestellt, die Erwartungen sind hoch. Vor allem der öffentliche Nahverkehr und die Jugend brauchen Förderung.
Die sechs Kommunen Grefrath, Issum, Kempen, Kerken, Rheurdt und Wachtendonk machen sich auf den Weg, um Leader-Region zu werden. Foto: Evers, Gottfried (eve)
von Bianka Mokwa - Es geht um viel Geld. 2,7 Millionen Euro Förderung wären möglich, wenn es Grefrath, Issum, Kempen, Kerken, Rheurdt und Wachtendonk schaffen, als Leader-Region anerkannt zu werden. Dann könnten die sechs Kommunen von dem EU-Förderprogramm profitieren und sich so manchen Wunsch erfüllen.
„Das ist für uns schon eine große Hausnummer“, sagt Kerkens Bürgermeister Dirk Möcking. Ideen, was mit dem Geld umgesetzt werden könnte, gibt es schon einige. Als mögliche Pilotprojekte wurden bei der Pressekonferenz die Durchführung von Mobilitätsworkshops und die Entwicklung von touristischen Routen genannt. Auch die Landesgartenschau 2026 tauchte als eine Idee bei der Zusammenfassung des Büros Cima aus Köln auf. Das hat sich um das Bewerbungsschreiben für die sechs Kommunen gekümmert.
Und es wurde mal wieder deutlich: Wer Geld haben will, der kommt an Bürokratie nicht vorbei. Gundula Böckenholt vom Cima-Büro machte deutlich, dass es so einiges zu beachten gibt, damit man Leader-Region werden kann. Dazu gehört auch das Bottom-up-Prinzip, was nichts anderes bedeutet, als dass die Bürger an dem Bewerbungsverfahren und auch später beteiligt werden. Möglich war das unter anderem durch Online-Umfragen. Bei einer Stärken-Schwächen-Analyse wurde festgestellt: Vereinsangebote und das aktive Vereinsleben sind eine ganz klare Stärke der sechs Kommunen, ebenso die Naherholungsangebote und die Nahversorgung. Eine Schwäche ist, wenig überraschend, der öffentliche Nahverkehr. Auch für die Jugend müsse es dringend mehr Angebote geben, wurde festgestellt. Für Wachtendonks Bürgermeister Paul Hoene gehört dazu auch die bessere Vernetzung.
Als Beispiel nannte er die Pump-Tracks, die es in den verschiedenen Kommunen bereits gibt, aber über die über die eigenen Kommunen- oder gar Kreisgrenze hinaus kaum einer was weiß. Auch die Erreichbarkeit solcher Freizeitangebote soll verbessert werden. Dazu kann das Geld gut gebraucht werden. Die Chancen für die sechs Kommunen schätze sie als recht gut ein, sagt Gundula Böckenholt vom Büro Cima. Mit einer Bestätigung oder Absage, ob es mit der Bewerbung geklappt hat, wird frühestens im Mai gerechnet. Sollte es soweit sein, geht die Arbeit erst richtig los. Dann erst können Anträge gestellt werden, für konkrete Projekte und deren Förderung.
Charmant findet Bürgermeister Hoene, dass in der Leader-Förderung gleich Geld für mindestens eine 1,5-Arbeitsstelle enthalten ist, die sich um solche Förderanträge kümmert. Denn auch da gilt: Es müssen bestimmte Vorgaben erfüllt werden, sonst gibt es keine Förderung. Als Beispiel nennt Gundula Böckenholt die Resilienz. Das Wort, das man eher aus der Psychologie kennt, meint die Reaktion auf neue Entwicklungen im ökologischen und sozialen Bereich.
Mit dem Geld sollen Projekte angestoßen werden, die zu einer Verbesserung führen etwa bei der Mobilität oder Integration. Außerdem muss ein Verein gegründet werden. Heißen soll er „Mittlerer Niederrhein“. Weil sich die Arbeit der sechs Kommunen über die Kreisgrenzen von Kleve und Viersen abspielt, hat man sich den Arbeitstitel „Kreise verbinden, Menschen bewegen“ gegeben. Die Vernetzung mit anderen Leader-Regionen soll es auch geben.
Eine bestehende Leader-Region bilden zum Beispiel Kevelaer, Geldern, Nettetal und Straelen seit 2015. Ihr gegründeter Verein heißt Lei.La. Ein Beispiel für ein erfolgreich durch Leader gefördertes Projekt ist der neue Skatepark in Kevelaer. Gekostet hat er 380.000 Euro, 250.000 Euro Förderung gab es von Leader.
Quelle:
Rheinische Post Verlagsgesellschaft
Ausgabe Gelderland
Mittwoch, den 30. März 2022